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Newsletter 07/2022: Agni

In dieser Ausgabe meines Newsletters soll es um das Thema Agni gehen. Neben den Doshas ist Agni wohl das meistgenannte Wort im Ayurveda und genauso häufig wird dieses Konzept missverstanden und schafft Verwirrung. Darum möchte ich dir in diesem Artikel einen Einblick geben, was Agni ist, warum es so wichtig ist und wie du dein Agni einschätzen kannst.

Agni 🔥

Verdauungsfeuer und Selbstheilungskraft

Agni bedeutet übersetzt Feuer und im Allgemeinen beziehen wir uns damit auf das sogenannte Jatharaagni, also das Verdauungsfeuer im Magen. Tatsächlich haben wir aber insgesamt 13 Agni in unserem Körper, welche alle eine wichtige Aufgabe haben.

 

Aber schauen wir uns erstmal das Jatharaagni an. Es ist im Magen und Dünndarm lokalisiert und du kannst es dir so vorstellen, wie die Flamme eines Gasherds, auf dem du dein Essen kochen möchtest. Dein Topf ist hier dein Magen und alles, was du in den Topf gibst, muss von Agni gar gekocht/verdaut werden. Jetzt kannst du dir schon vorstellen, dass es ganz wichtig ist, wie hoch du die Flamme drehst, damit du gut verdauen kannst. Deine Nahrung vollständig zu verdauen ist wichtig, damit dein ganzer Körper genährt werden kann.

 

Außerdem möchten wir keine unverdauten Stoffwechselreste (Ama) produzieren, die die Verdauung stören, die Körperkanäle verstopfen und langfristig zu Krankheiten führen können. 

Die Qualitäten von Agni

Wir kennen vier Qualitäten von Agni: sama, tikshna, vishama und manda

 

Ist dein Agni sama, also ausgeglichen, bedeutet das, dass es regelmäßig gut brennt und eine aus ayurvedischer Sicht leicht verdauliche Mahlzeit immer gut verdaut werden kann. Ob Agni gut brennt, erkennst du übrigens daran, dass du Hunger spürst. 

 

Ein Agni das tikshna, also zu intensiv, brennt, neigt dazu, deine Mahlzeiten nicht zu verdauen, sondern direkt zu verbrennen. Das kannst du dir so vorstellen, als würdest du die Herdplatte voll aufdrehen und den Topf stundenlang darauf stehen lassen bevor du beginnst zu kochen. Dann verdampft und verbrennt alles sofort, was du in den Topf gibst und du kannst dich nicht nähren. Darum haben Menschen mit einem Tikshnaagni auch ständig intensiven Hunger und kaum ein Sättigungsgefühl. 

 

Ist das Agni dagegen vishama, also unstet, brennt es mal heiß und im nächsten Moment ist die Herdplatte aus. Das führt dazu, dass du manchmal gut verdauen kannst und manchmal auch gar nicht. Der Hunger ist hier auch wechselhaft. Manchmal stirbst du vor Hunger und manchmal kannst du ihn einfach vergessen. Manchmal hast du das Gefühl, nie satt zu werden und ein anderes mal liegt dir schon eine kleine Portion schwer im Magen. 

 

Manda bedeutet träge und so verhält sich auch ein Mandaagni. Die Herdplatte ist sozusagen nur auf 2 an. So kannst du zwar Essen kochen, aber es dauert ewig. Wenn wir diesen Zustand nicht verstehen und einfach gewohnheitsmäßig essen, anstatt auf unseren Hunger zu achten, schmeißen wir immer wieder unverdautes auf anverdautes Essen und das führt zur Bildung von Ama. Da die Herdplatte immer auf 2 an ist, haben Menschen mit einem Mandaagni relativ wenig Hunger und können lange Phasen ohne Essen aushalten. 

 

Aber wie entstehen diese verschiedenen Qualitäten?

 

Agni steht natürlich unter dem Einfluss der Elemente in uns.

  • Ist viel Luft in dir, kann die Luft das Agni wechselhaft machen oder aber auch zu sehr anfeuern. Das kannst du dir so vorstellen, als würdest du in ein Lagerfeuer pusten. Die Flammen schlagen dann höher, obwohl du kein Holz nachgelegt hast
  • Ist das Feuer-Element in dir erhöht, kann dein Agni zu heiß werden und
  • wenn zu viel Erd-Element in dir ist, wird dein Agni meist manda.

Bhutagni und Dhatuagni

Die untergeordneten Agni

Nachdem Jatharaagni im besten Fall deine Nahrung vollständig verdaut hat, wird sie in Form des sogenannten Ahararasa, der nährenden Substanz, an die nächsten Agni weitergegeben. Diese nennen wir Bhutagni. Bhuta steht für Element und es gibt ein Agni für jedes Element. Jetzt kannst du dir sicher schon vorstellen, was die Aufgabe der 5 Bhutagni ist. Sie brechen Ahararasa in ihre einzelnen Elemente auf, welche dann an die Gewebe des Körpers weiter gegeben werden und dort für die Zellerneuerung und den Stoffwechsel der Gewebe genutzt werden. 

 

Hier kommt die letzte Gruppe der Agni zum Einsatz, die Dhatuagni. Dhatus sind unsere Gewebe. Wir haben sieben Körpergewebe und jedes hat wieder ein eigenes Agni. Das Dhatuagni eines Gewebes ist dafür zuständig, dass dieses Gewebe genährt, Ama aus ihm heraus verdaut wird und die Zellteilung und Erneuerung des Gewebes reibungslos läuft. Kommt es auf dieser Ebene zu einer Störung, führt das dazu, dass das Gewebe seine Funktion verliert oder abgebaut wird. 

 

Die Funktion der untergeordneten Agni steht immer im Zusammenhang mit der von Jatharaagni. Haben wir hier ein Problem, wird auch der weitere Stoffwechselweg gestört sein. Darum ist es ganz wichtig, dass wir gut auf unser Agni achtgeben. 

Agni als Selbstheilungskraft

Aber Agni ist nicht nur für die Verdauung verantwortlich, sondern, wie beim Dhatuagni schon kurz erwähnt, auch für die Reinigung des Körpers.

 

Vielleicht hast du schon gehört, dass die Energie der Doshas während des Tages und der Nacht wechselt. In der ersten Hälfte der Nacht steigt die Energie von Pitta an und befeuert das Agni. Dabei ist die Wirkung des Feuers natürlich unselektiv. Je nachdem, welches Agni grad mehr Feuer braucht, wird dieses heißer. Isst du also noch spät am Abend, braucht dein Agni im Magen die ganze Feuerenergie und es bleibt nichts für die Gewebeagni, die jetzt eigentlich arbeiten sollten.

Achtest du dagegen darauf, frühzeitig mit dem Essen aufzuhören und rechtzeitig im Bett zu liegen, können die Gewebeagni ihre Arbeit tun. Ja, auch die Schlafenszeit hat hier einen großen Einfluss. Wenn die Feuerenergie in dir ansteigt und du noch wach bist, führt das dazu, dass das Feuer im Geist wirkt und nicht in den Geweben. Du wirst dann nochmal richtig aktiv, beginnst zu arbeiten oder den Haushalt zu machen. Dann kann keine Reinigung stattfinden.

 

Diese nächtliche Reinigung ist aber essentiell. Denn hier werden alle während des Tages produzierten unverdauten Stoffwechselreste aus den Geweben gelöst und wenn dann noch Kapazität vorhanden ist, auch Doshas aus den Geweben verdaut, die sich dort festgesetzt haben. So kann dein Körper sich ganz allein immer wieder in Balance bringen, wenn du ihm die perfekten Bedingungen dafür bietest. Dein Agni ist also nicht nur dein Verdauungsfeuer, sondern auch deine Selbstheilungskraft. 

 

Was braucht es jetzt also, um deine Agni in Balance zu halten?

 

Ganz grob ist es wichtig, dass:

  • deine Mahlzeiten leicht verdaulich sind
  • du nur isst, wenn du Hunger hast
  • du nicht kurz vor dem Schlafengehen noch isst
  • du rechtzeitig ins Bett gehst und auf eine gute Schlafqualität achtest

 

Ich hoffe, dieser kleine Ausflug in die Welt der Agni hat dir ein wenig Inspiration gegeben und du magst dir dein Agni jetzt vielleicht nochmal genauer anschauen.

 

Nadine