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Meine erste Ayurveda-Konsultation

Vor 2 Wochen habe ich dir erzählt, warum es meiner Meinung nach wichtig ist, einen Ayurveda-Arzt zu haben.

 

Walk the talk...

 

hab ich mir gedacht und mich selbst mal in die Hände eines Kollegen begeben. Die Erfahrung meiner ersten Ayurveda-Konsultation möchte ich heute mit dir teilen.

 

Eigentlich sollte man ja meinen, dass ich meine kleinen und großen Probleme mit meinem Wissen selbst in den Griff bekommen müsste. Aber im Ayurveda ist es so, wie in allen anderen Jobs auch, für sich selbst wird man einfach betriebsblind. Alles, was mir mein lieber Kollege hat, weiß ich in der Theorie, es aber bei mir selbst zu sortieren, fiel mir sehr schwer.

Das hat vor allem etwas mit der eigenen, manchmal etwas verschobenen Selbstwahrnehmung zu tun. 

 

Oft bewerten wir Dinge so, wie wir sie gern hätten und nicht, wie sie wirklich sind. Und manche kleinen Symptome habe ich auch einfach übersehen, weil ich sie nicht so wichtig genommen hatte.  Oder sie waren so selbstverständlich für mich, dass ich sie gar nicht als Symptome wahrgenommen habe. Darum bin ich besonders dankbar, dass mein Kollege, Dr. Sunil Kumar, sich die Zeit genommen hat, mal einen Blick auf mich zu werfen. Sunil ist ein toller Arzt und ich halte große Stücke auf ihn. Er kommt aus Kerala, hat dort viele Jahre Erfahrung als Ayurveda-Arzt gesammelt und arbeitet nun schon seit 10 Jahren bei uns in der Klinik. So hat er besondere Erfahrung mit uns Europäern, die doch oft ganz anders ticken als die Menschen in Indien.

 

Aber jetzt nehm ich dich mal mit in meine Konsultation.

 

Zu Beginn wollte Sunil wissen, wo meine aktuellen Probleme liegen. Wahrend ich sie erzählt habe, hat er sie schon den einzelnen Doshas zugeordnet. Mein ganzes Leben nahm auf einem kleinen DIN A5-Zettel nach und nach Form an.

Seit einiger Zeit nehme ich langsam, aber stetig an Gewicht zu und bekomme es selbst nicht in den Griff. Das ist Kapha.

Ich habe oft Probleme mit Hautunreinheiten und Pickeln, allerdings nur im Bereich des Kinns. Im allgemeinen werden Pickel, also Entzündungen der Haut, Pitta zugeordnet. Da sie bei mir dumpf schmerzhaft sind und langsam wachsen ist das auch Kapha, allerdings ist der Rest meiner Haut eher Vata (ziemlich trocken und zu Falten neigend).

In letzter Zeit komme ich morgens schlechter aus dem Bett. Früher bin ich mit dem ersten Weckerklingeln 5:00 Uhr total fit aus dem Bett gesprungen. Aktuell quäle ich mich sehr und fühle mich noch sehr schwer, wenn ich wach werde. Schon wieder Kapha.

In letzter Zeit wird meine Migräne wieder häufiger. Es ist noch kein Drama, aber einmal im Monat besucht sie mich mittlerweile schon. Das war in den letzten 2 Jahren besser. Meine Migräne ist halbseitig und pulsierend, das ist Vata.

 

So in etwa hätte ich das auch gesehen. Aber was nun? Dass ich ein Kapha-Problem hab, war mir klar. Aber was mache ich falsch?

 

Um das zu klären haben wir uns meine Essgewohnheiten und meine Verdauung angesehen. Ich frühstücke eigentlich sehr selten, höchstens mal am Wochenende und dann sehr spät. Auf der Arbeit esse ich frühestens um 12:00 Uhr zum ersten mal. Dachte, das sei gut um Kapha zu reduzieren. Und ich habe mir auch immer eingeredet, keinen Hunger zu haben. Aber durch Sunil´s Nachbohren musste ich zugeben, dass ich doch oft vor 12:00 h zum ersten mal Hunger bekomme.  Dann esse ich aber nicht, weil es ja dann bald Mittag gibt. Nicht Essen trotz Hunger führt zur Bildung von Manda Agni. Manda Agni ist eine Variante des Verdauungsfeuers, dass zu einem trägen Stoffwechsel führt. Ich kann also das, was ich esse, auch wenn es leicht verdaulich ist, schlechter verstoffwechseln und nehme zu. Wusste ich natürlich, konnte ich auf mich aber irgendwie nicht anwenden.

Aber was jetzt tun? Essen kommt bei mir in der Klinik halt erst um 12:00 Uhr. Obst ist die Lösung. Ja, ich darf Obst essen! Das hätte ich nicht gedacht. Weil ich wusste, dass ich zu viel Kapha habe, habe ich kein rohes Obst gegessen. Ist aber kein Problem, wenn ich auf die richtigen Sorten achte. Bitter und herb müssen sie als Geschmacksrichtungen haben. Ab sofort sind also rote Trauben meine besten Freunde. 

 

Und beim Kochen hab ich auch nicht wirklich alles richtig gemacht. In letzter Zeit hab ich wahnsinnig viel gearbeitet und außerdem ist grad auch noch Herbst. Das erhöht Vata und daher habe ich besonders darauf geachtet, erdende Lebensmittel zu essen. Wurzelgemüse standen oft auf der Speisekarte. Süßkartoffeln waren da bei mir ganz weit vorn. Allerdings hab ich damit mein Kapha eher noch erhöht. Kapha braucht Feuer unterm Hintern und nicht noch mehr Erdung. Und da ich oft zu viel emotionalem Pitta neige, habe ich die Schärfe im Essen reduziert, die Kapha eigentlich nötig gehabt hätte. Alles also gar nicht so einfach, wenn man nicht mal jemanden von außen drauf gucken lässt. Ich muss mich jetzt also ein wenig umstellen.

 

scharf - bitter - herb

 

Das sind ab sofort die Geschmacksrichtungen meiner Wahl. Scharf mag ich, bitter und herb wird definitiv eine Herausforderung. Aber ich werde mich ihr stellen. Fenchel, Sellerie und Spinat lösen jetzt Süßkartoffeln und Pastinaken ab. Und schwarzer Pfeffer darf jetzt wieder in der Küche einziehen. Ingwer liebe ich sowieso, aber ich könnte die Dosis noch erhöhen. Und abends soll ich Triphala nehmen. Da kamen wir dann schon zur nächsten Herausforderung. Ich nehme schon Triphala, allerdings gepresst als Tabletten und mit Wasser. Das macht aber wenig Sinn, da es so nicht aufgenommen wird.

 

Ayurveda in vegan

Sunil hat mehrfach die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, weil ich seine Empfehlungen nicht umsetzen kann. Ayurveda ist nunmal nicht vegan, ich aber schon. Und ich bin auch nicht bereit, davon abzuweichen. Ich habe ihm zum Beispiel erzählt, dass ich meine Füße mit Sesamöl einreibe, wenn ich nicht schlafen kann. Aus ayurvedischer Sicht müsste ich das Öl aber mit Ghee und Butter mischen, sonst wirkt es nicht. Pech gehabt, geht nicht. Bleib ich halt beim Lavendelöl. Auch beim Kochen soll ich Ghee benutzen. Nö. Mach ich nicht. Ok, haben uns dann darf geeinigt, dass ich zumindest kein Kokosöl benutze, weil es kühlend wirkt, was Kapha noch erhöht. Und was ist jetzt mit dem Triphala? Einige Sekunden und das Aufsagen mehrerer Verse auf Sanskrit später ist Sunil zu der Überzeugung gekommen, dass ich Triphala auch zusammen mit braunem Zucker nehmen kann. Das ist zwar nicht ganz so gut wie Ghee, aber besser als mit Wasser. Ich glaube, ich hab ihn ganz schön zur Verzweiflung getrieben, auch wenn er es sich in seiner indischen Art nicht anmerken ließ.

 

Jetzt bin ich unglaublich froh, dass ich mich mit Sunil zusammengesetzt habe. Ich dachte, ich bekomme das allein hin, aber manchmal braucht ein Experte eben auch einen Experten. In 3 Wochen sprechen wir nochmal darüber, wie es mir geht. Ich bin sehr gespannt und werde berichten.

 

Ich hoffe, du konntest für dich auch etwas mitnehmen aus meiner ersten Konsultation. Uns sei es nur, dass es manchmal doch sinnvoll ist, sich Unterstützung zu holen. 

 

Stay in balance,

 

Nadine