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Hilft Meditation bei Migräne?

Wer mit seiner Migräne schon mal bei einem Spezialisten war, wird sicherlich ein Entspannungstraining empfohlen bekommen haben. Wahrscheinlich war es die „Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PMR)“. 

Während meiner Zeit als Ärztin im Westdeutschen Kopfschmerzzzentrum in Essen gehörte ich ebenfalls zu diesen Ärzten. Diese Form der Entspannung wurde von uns empfohlen, da mit Hilfe von Studien nachgewiesen werden konnte, dass sie bei Migräne wirksam ist. Es ließ sich sowohl ein Effekt auf die Schmerzstärke als auch auf die Attackenhäufigkeit nachweisen. Bei täglicher Übung war der Effekt der einer Prophylaxe mit Medikamenten gleichzusetzen. 

Ist das nicht beeindruckend? Ich fand das immer sehr überzeugend. 

 

Als Yogalehrerin habe ich mich immer gefragt, ob Meditation nicht auch einen positiven Effekt auf die Migräne haben könnte, wenn doch die PMR so wirksam ist. Deswegen habe ich mich heute mal mit der Frage beschäftigt, wie Meditation eigentlich wirkt und ob es Daten gibt, die zeigen, dass sie auch bei Migräne hilft. 

 

Warum sind Entspannungsverfahren bei Migräne wirksam?

 

Migräne-Gehirne ticken etwas anders als „normale“ Gehirne. Durch Verhaltensstudien konnte man nachweisen, dass das Gehirn von Migränepatienten nicht oder nur sehr langsam an äußere Reize adaptiert. Es fehlt also der Gewöhnungseffekt. Das Gehirn ist dauerhaft in „Hab-Acht-Stellung“ und verbraucht so Unmengen an Energie. Sind die Speicher leer, kommt es zu einer Attacke. Im Fachjargon spricht man von einer Hypervigilanz. 

Durch Entspannungsverfahren soll das zu hohe Aktivitätsniveau des Migräne-Gehirns reduziert werden. 

Entspannungsverfahren sind nicht nur präventiv, also zur Vermeidung von Migräneattacken, wirksam. Patienten berichten auch, dass bereits begonnene Attacken durch Entspannung beendet werden konnten. Haltbare Daten gibt es hierzu leider noch nicht. 

 

Wie wirkt Meditation?

 

In der Meditation ist es unser Ziel, den Geist zur Ruhe zu bringen. Das wird von vielen falsch verstanden. Es geht nicht darum, keine Gedanken mehr zu haben. Das ist über einen längeren Zeitraum gesehen nahezu unmöglich. Für kurze Momente kann der Geist frei sein von Gedanken, zum Beispiel in dem kurzen Moment zwischen den Atemzügen. Aber dann kommen immer wieder neue Gedanken auf. So ist unser Gehirn nun mal gemacht. Warum sollte es also damit aufhören?

In der Meditation lernst du aber, deine Gedanken nichtmehr den vollen Raum ausfüllen zu lassen, sie nicht mehr deine volle Aufmerksamkeit einnehmen zu lassen. Bei regelmäßiger Praxis stellt sich nach und nach ein Gefühl der Ruhe im Geist ein. Und dieses Gefühl lässt sich auch in den Alltag transportieren.

Menschen, die regelmäßig meditieren sind weniger ängstlich und haben weniger negative Emotionen. Gefühle wie Zorn oder Ärger können besser reguliert werden. Auch die mentale und körperliche Reaktion auf Stress verändert sich. Menschen, die regelmäßig meditieren, können besser mit Stress umgehen und schütten so weniger Stresshormone aus. Meditation fördert die Gelassenheit.

Auf körperlicher Ebene kann Meditation den Blutdruck senken, Schmerzen lindern, Schlafstörungen reduzieren, Angstzustände verbessern und noch vieles mehr. 

 

Und bei Migräne?

 

In der Meditation schaffst du einen Raum, in dem dein hypervigilanter Geist nichts zu tun hat. Zu Beginn wird es ihm noch schwerfallen zu akzeptieren, dass jetzt kein Input von außen mehr kommt. Aber nach und nach wird er sich daran gewöhnen und lernen loszulassen.

Wenn du regelmäßig meditierst, wirst du merken, dass der Alltag entspannter abläuft und du nicht dauerhaft unter Strom stehst. Du wirst lernen zu spüren, wann es genug ist, wann dein Geist ein wenig Rückzug braucht.

Das wird längerfristig dazu führen, dass dein Migräne-Gehirn gar nicht erst in die oben beschriebenen Situationen mit leeren Energiespeichern kommt und so wird sich deine Attackenhäufigkeit nach und nach reduzieren. 

 

Was sagen Studien dazu?

 

Insgesamt konnte ich nur wenige Studien finden, die sich mit dem Thema Migräne und Meditation beschäftigen. Einige vergleichen die Wirksamkeit von Meditation und PMR, oder unterschiedlicher Meditationstechniken untereinander. Es wurde eigentlich immer ein positiver Effekt gefunden. 

Was man allerdings leider aus wissenschaftlicher Sicht sagen muss ist, dass alle Studien nicht wirklich aussagekräftig sind. Die Zahl der Teilnehmer in den einzelnen Gruppen ist zu klein um eine statistisch relevante Aussage machen zu können. Auch wurde nie verglichen, wie meditieren im Gegensatz zu nicht meditieren wirkt, heißt also, ob sie wirklich wirkt. Wissenschaftlich gesehen ist es nämlich so, dass man nur sagen kann, ob das Untersuchte (hier die Meditation) wirklich wirkt, wenn man es gegen ein Placebo vergleicht. Damit schließt man den sogenannten Placebo-Effekt aus. Placebo heißt, der Patient meint er nehme ein Medikament, aber die Tablette hat keine Wirkung.

Aber wie soll man jetzt eine Placebo-Meditation entwickeln? Sich hinzusetzen, mal kurz aus dem Alltag auszuchecken und zur Ruhe zu kommen hat immer eine Wirkung. 

Meiner Meinung nach wird es nie möglich sein in Studien zu beweisen, dass Mediation bei Migräne wirkt.

Aber das muss man auch gar nicht. Ein Professor von mir sagte immer: „Wer heilt hat Recht!“.

Wenn etwas funktioniert, ist es doch egal, ob man das in Studien nachweisen kann. 

 

Möchtest du hier noch mehr zum Thema Migräne hören? Dann lass mich das gern wissen.

 

Stay in balance

 

Nadine

 

 

PS: falls du an den erwähnten Studien interessiert bist, meld dich gern. Ich habe sie hier bewusst raus gelassen, da ich keinen wissenschaftlichen Artikel schreiben wollte.