Morgenrituale sind aktuell ganz besonders schick. Überall stoßen wir auf dieses Thema. Es werden sogar Online-Kurse angeboten, in denen du lernst dein Morgenritual zu finden. Gibt man in der Suchmaschine Morgenritual und Ayurveda ein, trifft man recht schnell auf das Wort Dinacharya. Landläufig wird Dinacharya nämlich als Synonym für ein ayurvedisches Morgenritual verwendet, aber Dinacharya ist so viel mehr.
Was es eigentlich damit auf sich hat möchte ich dir hier erklären.
Dina bedeutet übersetzt Tag und Acharya steht für Meister. Somit geht es darum, Meister deines Tages zu werden. Dinacharya ist also nicht nur eine Morgenroutine. Mit Dinacharya lernst du, deinen ganzen Tag den in der Natur vorherrschenden Energien, den sogenannten Doshas, anzupassen. Hierdurch wird es dir mehr und mehr möglich in völligem Einklang mit dir selbst und der Natur zu leben.
Das hört sich doch toll an, oder?
Die Dosha-Uhr
Falls du dich noch nicht mit den Doshas im Ayurveda auskennst, schau gern in mein Ebook. Dort erkläre ich genau, was der Begriff Dosha eigentlich bedeutet und welche Eigenschaften die einzelnen Doshas haben. Meld dich einfach hier für meinen Newsletter an und erhalte das Ebook als Geschenk.
Nicht nur in uns gibt es diese Bioenergien, auch in unserer Umwelt sind sie zu finden. Ebenso wie das Jahr werden auch die Tageszeiten von den unterschiedlichen Doshas beherrscht.
Über den Tag verteilt finden sie sich wie folgt:
06.00 Uhr - 10.00 Uhr: Kapha
10.00 Uhr - 14.00 Uhr: Pitta
14.00 Uhr - 18.00 Uhr: Vata
18.00 Uhr - 22.00 Uhr: Kapha
22.00 Uhr - 02.00 Uhr: Pitta
02.00 Uhr - 06.00 Uhr: Vata
Das wirkt jetzt vielleicht etwas verwirrend, aber das Wissen welche Bioenergie zu welcher Tageszeit vorherrscht, kann uns den Tag ganz schön erleichtern. Und genau das möchte ich dir jetzt zeigen.
Aufstehen
Der richtige Zeitpunkt zum Aufstehen bestimmt die Qualität deines gesamten Tages. Der Ayurveda sagt, die beste Zeit zum Aufstehen ist vor 06.00 Uhr. Das liegt daran, dass bis 06.00 Uhr Vata vorherrscht. Vata ist das Prinzip der Bewegung und besteht aus den Elementen Luft und Äther. Das bedeutet für dich, wenn du während der Vata-Zeit aufstehst, wird es dir deutlich leichter fallen aus dem Bett zu kommen, weil die Energie von Vata dich trägt.
Ab 06.00 Uhr ist dann Kapha-Zeit. Kapha ist die schwere, behäbige der Bioenergien. In der Kapha-Zeit fällt es uns deutlich schwerer aus dem Bett zu kommen.
Vor 06.00 Uhr aufzustehen klingt für den, der es nicht muss erstmal ganz schrecklich. Aber probier es doch einfach mal für ein paar Tage aus und beobachte, was es mit deinem Tag macht.
Reinigung
Im Ayurveda sind Rituale zur morgendlichen Reinigung besonders wichtig. Es geht darum Ama, also die Giftstoffe, die sich über den Tag in uns angesammelt haben loszuwerden.
Ich möchte die jeweiligen Rituale hier nur erwähnen, da ich in kommenden Posts noch genauer auf jedes einzelne eingehen werde und ihr Bedeutung und Wirkung genau unter die Lupe nehmen werde.
Im Einzelnen wird empfohlen:
1) Zungeschaben (Jihwa Prakshalana)
2) Ölziehen (Gandusha)
3) ein Glas heißes Wasser trinken
4) den Darm und die Blase entleeren
5) Nasenspülung (Neti)
6) Selbstmassage mit Öl (Abhyanga)
Meditation, Pranayama und Yoga
Nach den Reinigungsritualen wird empfohlen sich seiner spirituellen Praxis zu widmen, zu Meditieren, Atemübungen und Yoga zu machen. Auch hier spielt die Uhrzeit natürlich eine Rolle. Vata hilft uns in der Meditation zu mehr Leichtigkeit und trägt uns durch die Bewegungen im Yoga. Kapha dagegen macht den Geist und die Bewegungen schwer und ist damit einer erfrischenden Praxis am Morgen eher nicht zuträglich.
Du siehts also, die richtige Uhrzeit spielt auch hier eine wichtige Rolle.
Der richtige Zeitpunkt für deine Mahlzeiten
Der optimale Zeitpunkt zu essen liegt zwischen 10.00 Uhr und 14.00 h. In dieser Zeit herrscht Pitta vor. Pitta ist das Prinzip der Umwandlung, was eng mit Agni, unserem Verdauungsfeuer zusammenhängt. Um die Mittagszeit ist Agni am höchsten, so dass empfohlen wird in dieser Zeit die größte Mahlzeit des Tages einzunehmen. Am Abend sollten wir nur noch leichte Mahlzeiten zu uns nehmen. Mahlzeiten nach 22.00 h werden nicht empfohlen, da wir die nächtliche Umwandlung sonst durch die noch notwendige Verdauung stören (auch dazu an anderer Stelle bald mehr).
Schlafen gehen
Der Ayurveda empfiehlt vor 22.00 Uhr zu Bett zu gehen. In dieser Zeit herrscht Kapha vor, welches uns eine schöne Schwere gibt und uns leicht einschlafen lässt. Nach 22.00 Uhr dagegen ist Pitta-Zeit. Pitta macht den Geist unruhig und vor allem aktiv. Uns huschen Gedanken durch den Kopf und halten uns vom Einschlafen ab. Es entsteht schnell eine innere Hitze und Unruhe, die den Schlaf stört.
Alles auf einmal?
Wahrscheinlich fühlst du dich jetzt völlig erschlagen von all dem, woran du dich halten sollst. Das ist ganz normal.
Es erwartet keiner, dass man einen Schalter umlegt und ab morgen perfekt ayurvedisch lebt.
Ich empfehle immer sich eine Sache, die besonders mit einem resoniert, heraus zu suchen und damit zu beginnen. Hat sich die Sache als Routine etabliert, such dir die nächste aus. Und so machst du einfach immer weiter. Bleib da ganz entspannt und setzt dich nicht unter Druck. Denn darum genau geht es ja bei Dinacharya.
Es hilft dir entspannt deinen Tag zu verbringen, mehr Energie zu haben und dich gesünder zu fühlen. Dein Schlaf wird besser werden und deine Geduld wird zunehmen, deine Verdauung wird sich verbessern und du wirst weniger krankheitsanfällig. Und glaub mir, dass sind nicht nur leere Worte. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.
All das funktioniert aber nur, wenn du deinen Tag mit Hingabe begehen kannst und nicht mit einem Gefühl der inneren Abwehr, weil du dich in etwas zwängst, dass du gar nicht möchtest.
Stay in balance,
Nadine