"Wenn du etwas lernen willst, studiere es.
Wenn du etwas wissen willst, lies darüber.
Wenn du etwas meistern willst, unterrichte es."
- Yogi Bhajan
Seit April mache ich meine erste Yogalehrer-Ausbildung und ich bin so dankbar, dass ich mich dafür entschieden habe. Deshalb möchte ich meine Learnings hier mit dir teilen und dir die Fragen beantworten, die ich mir vor der Ausbildung gestellt habe.
Yoga begleitet mich jetzt seit 9 Jahren. Mal mehr, mal weniger. Durch die Entscheidung ein Yoga-Teacher-Training zu machen, hat sich mein Blick auf Yoga nochmal vollständig verändert. In mir hat sich eine Offenheit für mein spirituelles Wachstum entwickelt, mit der ich vorher nie gerechnet hatte.
Als Ärztin war ich immer stark verwoben im rationalen Denken. Was nicht bewiesen werden kann, war nicht existent. Erst durch eine tiefe Beschäftigung mit der Yoga-Philosophie ging eine Tür in mir auf, die mir einen ganz neuen Weg ermöglicht hat. Die Yogalehrerausbildung ist für mich eine besonders intensive Zeit, die mir wahnsinnig viel gibt.
Warum ich finde, dass jeder Yogi eine Yogalehrerausbildung machen sollte:
Yoga ist nicht ohne Grund eine Lehre, die traditionell vom Lehrer, dem Guru, an seinen Schüler weitergegeben wurde. Wenn du regelmäßig ins Studio gehts, lernst du zwar nach und nach immer mehr Asanas kennen und deine Ausrichtung verbessert sich über die Zeit immer mehr, aber Yoga wirklich in der Tiefe kennenzulernen ist so nicht möglich. Grade wenn du merkst, dass du mehr wissen willst, brauchst du einen Lehrer. Du kannst zwar viel lesen über Spiritualität und die Yoga-Philosophie, aber lernen kann man es meiner Meinung nach nur von jemandem, der Yoga selbst mit vollem Herzen lebt.
Wenn du dich voll auf die Ausbildung einlässt, kommst du in Kontakt mit deinem wahren selbst und kannst Erfahrungen machen, die weit über eine körperliche Praxis hinaus gehen.
Und dabei hat es gar nichts damit zu tun, ob du am Ende selbst unterrichten willst, oder es nur für dich allein machst. Ich selbst habe die Ausbildung angefangen und wollte gar nicht unterrichten. Ich war einfach nur voller Wissensdurst und auf der Suche. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als selbst zu unterrichten, mein Wissen an andere weiter zu geben und sie auf ihrem Yogaweg ein Stück zu begleiten.
Im Folgenden möchte ich dir die Fragen beantworten, die ich mir vor Beginn der Yogalehrerausbildung gestellt habe.
Bin ich gut genug, um eine Yogalehrerausbildung zu machen?
Da ist er wieder, mein innerer Kritiker. Ich habe wirklich lange überlegt, ob ich denn nun schon gut genug bin.
Heute kann ich dir klar sagen, egal wie lange du schon Yoga machst...ja, du bist gut genug!!
Bei der Ausbildung kommt es nicht darauf an, ob dein Hund schon perfekt ist oder ob du einen Kopfstand kannst. Du bist da, um zu lernen. Das ist ja das Schöne im Yoga. Egal auf welchem Level du bist, du kannst immer noch dazu lernen.
Meine Ausbildungsklasse ist ganz bunt gemischt. Da sind alte Yoga-Hasen, die schon eine Ausbildung gemacht haben und sogar schon selbst unterrichten. Es gibt Mädels wie mich, die schon lange Yoga machen und auch welche, die grade erst in Kontakt damit gekommen sind. Die Mischung machts. Jeder ist auf seine Art eine Bereicherung.
Also warte nicht mit der Ausbildung, bis du meinst, du seist gut genug. Wenn es dein Herzenswunsch ist, fang einfach an.
Welche Ausbildungsform ist die richtige für mich?
Es gibt viele Angebote im Internet. Da das Richtige für sich zu finden ist gar nicht so einfach. Zuerst einmal gilt es zu entscheiden, ob du eine Intensiv-Ausbildung über einen kurzen Zeitraum oder eine klassische Ausbildung über Monate machen möchtest. Beides hat seinen Reiz. Du musst für dich rausfinden, welcher Typ du bist.
Eine Intensivausbildung geht über mehrere Wochen, meist an schönen Orten (Bali, Indien, Mittelmeer...deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt). Um die 200 Stunden zu erreichen sind solche Ausbildungen eng getaktet. Es wird irre viel Wissen in kurzer Zeit vermittelt. Dafür ist diese Zeit natürlich besonders intensiv, weil man von zu Hause weg ist und sich nur mit Yoga beschäftigt.
Für mich war das nichts. Ich habe mich für eine Ausbildung an mehreren Wochenenden über insgesamt 10 Monate entschieden. So hat das gelernte Zeit zu sacken. Du kannst es verarbeiten, dein Wissen in der Zeit zwischen den Ausbildungen wenn du möchtest vertiefen. Auch für die eigene Praxis finde ich die lange Ausbildungszeit besser, weil sie so Zeit hat zu wachsen.
In welchem Stil soll ich die Ausbildung machen?
Der erste Yogastil, den ich kennen gelernt habe war Anusara-Yoga. Irgendwann hab ich dann ins Iyengar-Yoga gewechselt. Meine Ausbildung mache ich im Vinyasa- und Yin-Yoga.
Welches der richtige Stil für dich ist, musst du selbst heraus finden. Probiere dich aus. Teste unterschiedliche Stile und schau wofür dein Herz schlägt.
Es gibt kein richtig oder falsch. Und du bist ja nicht auf einen Stil festgelegt. Wenn du irgendwann merkst, dass du doch etwas anderes suchst, als das was du begonnen hast, entwickle dich weiter. Es gibt so viele tolle Möglichkeiten . Eine 200 Stunden-Ausbildung ist ein toller Grundstein, auf dem du aufbauen kannst, egal ob du mit Hatha, Vinyasa oder sonst einem Stil begonnen hast.
Wie finde ich raus, welcher Lehrer zu mir passt?
Als ich für mich entschieden habe, dass ich die Ausbildung machen möchte, habe ich in den Studios die ich mir ausgesucht hatte mehrere Klassen besucht und einfach gespürt, wie es sich anfühlt. Bei einigen Lehrern habe ich sehr schnell gemerkt, dass die Chemie nicht stimmt. Andere waren mir von Anfang an zu dogmatisch, da habe ich mich nicht wohl gefühlt.
Meine Lehrerin war für mich sofort perfekt. Alles was sie sagte resonierte sofort mit mir und ich hab mich in ihren Klassen sofort total wohl und sicher gefühlt.
Wenn du den richtigen Lehrer gefunden hast, weißt du es eigentlich sofort.
Bin ich wirklich fürs Unterrichten gemacht?
Wenn du das erste mal da vorne stehst und deine ersten Sonnengrüße anleitest, wirst du es wissen. Wenn du mit ganzem Herzen unterrichtest und nicht nur eine Gymnastik-Stunde anleitest, wirst du es schon richtig machen.
Solltest du feststellen, dass es so gar nichts für dich ist, ist das auch ok. Du machst die Ausbildung zu aller erst mal für dich. Ob du später unterrichtest, ist völlig egal.
Lass dich aber von Lampenfieber, schwitzigen Händen und Kribbeln im Bauch nicht abschrecken. Das ist doch menschlich. Wenn es dir am Ende Freude gemacht hat, hat es auch für deine Schüler was gebracht. Unterrichte doch erstmal ein paar Freundinnen um Sicherheit zu bekommen. Das kann helfen.
Bin ich ein anderer Mensch nach einer Ausbildung?
Ob das auf dich zutrifft, weiß ich nicht. Für mich kann ich die Frage jetzt schon mit ja beantworten. Ich habe jetzt schon so wahnsinnig viel gelernt, nicht nur über Yoga, sondern auch über mich. Und ich habe mich auch im Alltag sehr verändert. Ich bin viel entspannter und gelassener geworden. Ich nehme die Menschen um mich herum mehr wahr, schätze sie ganz anders und gehe achtsamer durch mein Leben.
Ich empfinde die Zeit der Ausbildung als spirituelles Wachstum und bin ganz gespannt, wo meine Reise noch hin gehen wird.
Ich hoffe ich habe dich ein wenig mit meinem Enthusiasmus für eine Yogalehrerausbildung anstecken können.
Wenn du Fragen zum Ablauf oder zu den Inhalten einer solchen Ausbildung hast, melde dich gern bei mir. Würde mich freuen, meine Erfahrungen mit dir zu teilen.
Namaste,
deine Nadine